Wie ein Fremder

Der Fotoband „Cover of Darkness“ von Reinhart Mlineritsch erschien in der Edition Fotohof im Otto Müller Verlag. Der Band erhielt den Preis für das schönste Buch in der Sparte „Kunst und Fotobuch“.

Reinhart Mlineritsch nimmt sich Zeit. Seine Herangehensweise an die Fotografie ist von nachhaltiger Besonnenheit und Achtsamkeit geleitet. Dem fotografischen Abdruck geht ein präzises, gedankliches Konzept voraus, das Homogenität als langfristiges Ziel im Auge hat. Die exzellente fotografische Qualität seiner Aufnahmen, ihre Schärfe und ihren Tonwertumfang, erreicht Mlineritsch durch den Einsatz einer Großbild- mitunter auch einer Mittelformatkamera. Er arbeitet in Schwarz-Weiß. Der Fotoband „Cover of Darkness“ ist nach „Wie ein Fremder“ (1999) und „Velvet Curtain“ (2003) der letzte einer Trilogie.

Mlineritsch, der bereits als Kind mit Begeisterung fotografierte, studierte zunächst Wirtschaft. Gleichsam „wie ein Fremder“ nähert er sich ab 1990 der Fotografie-Szene in Salzburg. Er engagiert und beheimatet sich in der Galerie Fotohof, seine Berufstätigkeit behält er bei. Über Jahre hinweg hatte Mlineritsch bewusst Bilder auf seinen Unternehmungen aufgenommen und gesammelt.

„Ich mache immer nur ein Bild. Ich selektiere vorher sehr genau. Anschließend, beim Entwickeln der Negative und Positive in der Dunkelkammer suche ich die volle Ausbeute des Bildmaterials zu erreichen“.

Mlineritsch schafft für jedes einzelne Bild einen Konnex, der die Aufnahmen verbindet. Ästhetisch oder inhaltlich korrespondieren in „Cover of Darkness“ jeweils zwei gegenüberliegende Bilder miteinander. Verwandte Linien, Formen, Anordnungen, Lichtkulminationen als inszenierte Gegenüberstellungen gelten für alle drei Bände. Auch macht sich Mlineritsch gerne eine vorgefundene Situation so zu nutze, dass sie dem Betrachter eine verborgene, inhärente Dimension eröffnet. Diese Zeichenhaftigkeit ist für ihn charakteristisch, darin zeigt sich sein metaphysisches Anliegen.

Eine Szenerie aus „Cover of Darkness“: Grelles, gleißendes Scheinwerferlicht auf einer Skipiste leuchtet einen nächtlichen Wald an, der keilförmige Lichtkegel durchschneidet die unheimliche Schwärze. Spuren von Mensch und Technik im Schnee. Dieser Szene gegenüber, auf schwarzem Grund: weißes, tausendfach schimmerndes, filigranes Astwerk. (Ulrike Guggenberger, 9.April 2008, www.drehpunktkultur.at).